Moskau will den Krypto-Rubel

Kryptowährungen sind aktuell in aller Munde. In den vergangenen Wochen erreichte der Bitcoin immer neue Höchstkurse und stagniert aktuell auf extrem hohem Niveau. Manch einer feiert die Blockchain-Technologie und die darauf aufbauenden Kryptowährungen als heiligen Gral. Andere wiederum sehen die Gefahren, die mit unregulierten und schwer überwachbaren Transaktionen einhergehen. Ganz zu schweigen von den Risiken, denen Anleger durch die enormen Kursschwankungen ausgesetzt sind.

China hat deshalb bereits reagiert und die Bitcoin-Börsen auf dem Festland wurden geschlossen. Auch Russland scheint der Hype nicht geheuer zu sein und kündigte im Oktober dieses Jahres an, Webseiten, auf denen Kryptowährungen wie Bitcoins, Ethereum und Dash gehandelt werden können, zu blockieren. Das dürfte den Zugang erheblich erschweren und den Handel stark eindämmen. Begründet wurde die Maßnahme vom stellvertretenden Zentralbankchef Sergej Schwezow mit den Worten „Wir können Kleinanlegern nicht einen direkten und einfachen Zugang zu solchen dubiosen Instrumenten bieten.“

Nur etwa eine Woche nach dem Angriff auf die Kryptowährungen sorgte Moskau erneut für Aufsehen. Präsident Wladimir Putin will, dass der Staat auch beim digitalen Geld eine regulierende Funktion übernehmen kann. Deshalb soll als Alternative zu den bereits etablierten Währungen der Krypto-Rubel geschaffen werden. Doch was hat der Kreml von einer landeseigenen Digitalwährung? Möglicherweise stellt sie eine Art Notfalllösung dar, falls Russland im Zuge weiterer Sanktionen vom internationalen Bankentransaktionssystem Swift ausgeschlossen wird. Internationale Transaktionen wären dann kaum noch möglich. Aber ob der Krypto-Rubel tatsächlich grenzübergreifend an Akzeptanz gewinnen könnte, ist ungewiss.

Denn tatsächlich kann dabei kaum von einer echten Kryptowährung gesprochen werden. Im Gegensatz zu Bitcoin und Co. sollen die Krypto-Rubel nicht in aufwendigen Rechenprozessen „geschürft“ also erschaffen werden. Des Weiteren ist weder eine dezentrale Softwarestruktur noch die Mengenbegrenzung geplant. Zudem fallen Steuern beim Umtausch an. Angesichts dieser Einschränkungen dürfte das Projekt für Krypto-Fans kaum attraktiv sein. Doch vielleicht ist die Ankündigung auch schlicht nicht ernst gemeint. Immerhin wurde nicht mal ein Zeitplan für die Einführung vorgegeben. Möglicherweise will man nur von anderen Problemen im Finanzsektor ablenken.

So wurden seit 2013 über dreihundert russische Banken geschlossen. Die Staatsanleihenkäufe Russlands gingen zurück, dagegen stiegen die Goldreserven auf 1650 Tonnen – das höchste Niveau seit dem Auseinanderbrechen der Sowjetunion. Das könnte durchaus für Probleme sprechen, die man durch die Ankündigung einer Digitalwährung vielleicht überschatten will. Oder man bereitet sich in Moskau tatsächlich auf ungemütliche Zeiten vor. Gründe bietet die geopolitische Gemengelage allerhand.

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