Tschubais mahnt „wichtigeres“ als Wahlen an

Die Entwicklung der russischen Elektrizitätswirtschaft, der Energiewirtschaft und der Wirtschaft als Ganzes wird durch die bestehenden Preisunterschiede bei Gas und Strom erschwert, sagte Anatoli Tschubais, der Vorsitzende von Rosnano, in einem Interview mit der Zeitung Wedomosti.

„Unser künstlich niedrig gehaltener Energiepreis erledigt unsere Elektronikindustrie und Energiewirtschaft, untergräbt den Anreiz zur Energieeffizienz und behindert die Entwicklung des produzierenden Sektors der russischen Wirtschaft. Das seien grundlegende Probleme“, mahnte Tschubais.

Er habe diese Gedanken zum ersten Mal geäußert, nachdem ihn ein Journalist über die bevorstehenden Wahlen befragt hatte: „Sie wissen, Wahlen sind sicherlich eine wichtige Sache, aber es gibt etwas Wichtigeres. Gerade weil ich mich nicht politisch betätige, ist es wichtig, dass dies gesagt wird. “

Laut Tschubais sollte Russland nicht zu europäischen Preisen aufschließen. „Aber wir haben eine strategische Chance verpasst. Und das ist ein großer Fehler. Ein Missverhältnis, das ernsthaft korrigiert werden sollte.“ Niedrige Gaspreise beispielsweise entziehen der Wirtschaft Anreize für den Übergang zu energieeffizienteren Technologien.

„Das Paradoxe ist, dass mit unterbewerteten Preisen für Gas und Strom der Wechsel zu einem modernen Gas- und Gaskreislauf, die Entwicklung einer Nachfrage nach Infrastruktur und Technik und so weiter fast unmöglich ist. Die Wirtschaft spielt nicht mit, solange das Gas so billig ist und das Sparen im Gasverbrauch nichts einbringt. Dies bedeutet, dass die russische Stromindustrie weiterhin jährlich 50 bis 60 Milliarden Kubikmeter Gas sinnlos verbrennen wird. Das sei der Jahresverbrauch eines kleinen europäischen Landes“, beklagte der Chef von Rosnano.

Tschubais glaubt aber, dass die russische Energiewirtschaft den Anschluss zur Welt noch nicht verloren hat. „Russland hat es geschafft, auf den fahrenden Zug aufzuspringen, und unser nationales Programm für die Entwicklung erneuerbarer Energien sieht auf globaler Ebene absolut angemessen aus. … Darüber hinaus sind wir bereits Hersteller von alternativen Technologien, einschließlich Solarmodulen, die auf internationaler Ebene wettbewerbsfähig sind. Dies ist der Bereich in dem wir gleichberechtigt oder fast gleichberechtigt sprechen können“, versicherte er.

In der Welt Energiewirtschaft gäbe es einen klaren Trend zur Elektrifizierung. „Der Stromverbrauch wächst weltweit schneller als der Verbrauch von Primärenergieressourcen. Bei ausreichend hohen und stabilen Raten im Weltenergiesektors, werde Russland im Bereich der Stromerzeugung gut aufgestellt sein“, hofft Tschubais.

[hub/russland/NEWS]

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