US-Anschuldigungen gegen Kaspersky mutieren zum Bumerang

Washingtons Spionagevorwürfe gegen Kaspersky Lab wirken sich eher negativ auf das Image der USA aus als auf den Ruf des Unternehmens, sagte der russische Kommunikationsminister, Nikolai Nikiforow, vor Journalisten. Zeitgleich präsentierte der russische Antivirenschutz-Hersteller in seinem Firmen-Blog eine Erklärung für die Vorwürfe. Man sei im Jahr 2014 tatsächlich mit mutmaßlicher Spionage-Software der NSA in Kontakt geraten. Durch ein Kaspersky-Programm auf einem Privatcomputer eines NSA-Mitarbeiters.

Der Inhalt, ein sensibler Code, wurde automatisch an Kaspersky übertragen, wie es bei allen Antivirenhersteller üblich ist. Der NSA-Mitarbeiter hatte regelwidrig NSA-Werkzeuge auf seinem Privatrechner gespeichert. Nach Erkenntnissen von Kaspersky scheint der Benutzer auf seinem Computer sogar eine raubkopierte Software heruntergeladen und installiert zu haben, wie ein illegaler Microsoft Office-Aktivierungsschlüssel vermuten lässt. Bei einem Virenscan soll er den Virenschutz von Kaspersky ausgeschaltet haben, wie die Firma akribisch auflistet.

Als den Virenjägern von Kaspersky klargeworden sei, was für ein Schadcode ihnen ins Netz gegangen war, habe man ihn gelöscht. Die Löschung erfolgte demnach auf Anweisung von Firmenchef Eugene Kaspersky persönlich. Man habe den Fund „nicht mit Drittparteien geteilt“.

Der Firmengründer kommentierte den Vorfall von 2014 diplomatisch – es sei ein Unfall der Unachtsamkeit gewesen. Jake Williams, ein ehemaliger Analyst bei der NSA, formulierte es direkter: „Ein schlimmerer PR-Alptraum für die NSA ist schwer vorstellbar.“

Kommunikationsminister Nikoforow sieht das Problem nicht bei den Produkten von Kaspersky, sondern bei den von Google, Microsoft und Apple, deren weltweite Verbreitung eine Gefahr für die Sicherheit der Menschen darstellen, da sie für illegale Überwachung verwendet werden könnten, wie WikiLeaks zeigt. „Wir glauben, dass die USA versuchen, andere dessen zu beschuldigen, was sie selber tun, um die Möglichkeit zu haben, diese Aktivitäten fortzusetzen.“ Nikoforow schlug sogar vor, die Antiviren-Software von Kaspersky zum Schutz vor illegalen Projekten der NSA einzusetzen, wie die russische Nachrichtenagentur Tass berichtet.

Wenige Tage vor der brisanten Veröffentlichung hatte Kaspersky eine Transparenz-Offensive angekündigt. Das Unternehmen will den Quellcode der Kaspersky-Software einschließlich Updates und Aktualisierungen für eine unabhängige Überprüfung und Beurteilung veröffentlichen.

In den letzten Monaten hatten US-Medien wiederholt behauptet, Kaspersky Lab sei eng mit den russischen Geheimdiensten verbunden.

[hub/russland.NEWS]

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